Ich bin nicht die Extremsportlerin. Velofahren mag ich (ich vermisse meine Hildegard - so heisst mein Citybike), Biken finde ich jedoch bereits zu extrem. Und wozu die Menschheit River Rafting braucht, wenn man doch Aareböötlen kann, habe ich nie verstanden. Sportarten wie Bungy Jumping und Fallschirmspringen lösen bei mir bereits beim Gedanken daran Adrenalinschübe aus.
Nun, während unseres Aufenthaltes in Quito entschieden wir uns für eine Tagestour in den Nationalpark Cotopaxi, der den 5'897 m hohen Vulkan gleichen Namens umgibt. Präziser: eine Bike-Tour. Auf 3'800 Höhenmetern. Mit uns zwei junge amerikanische Päärchen. Mein spontanes arrogantes Bedenken beim Anblick der vier Tour-Gspändli "hoffentlich können die auch anständig Velofahren" sollte sich bald in verzweifelt-wütende Bewunderung verwandeln.
Nach einer detaillierten Instruktion unseres Guides zur Anwendung des Helms, der Funktionalität der Gangschaltung sowie 367 Aufpassfelder dürfen wir endlich losradeln. Mir macht das Radfahren in dieser Höhe Spass: optimales Höhentraining auf einer wunderbaren Hochebene. Was will frau mehr? Ich geniesse den Ausflug in vollen Zügen. Bis das Biken beginnt. Mein Bild von dieser Sportart ist, dass man naturbelassene Wanderwege befährt und dabei die schöne Landschaft geniessen kann. Aber wie soll ich auch nur einen Meter neben mein Vorderrad gucken, wenn da alle paar Sekunden ein Sandkasten auf mich wartet - schliesslich weiss ich nach zwei bösen Velounfällen genau, wie gefährlich Sand für Zweiradsportler ist. Die Amis scheint's nicht zu kümmern, sie schwimmen weit vorne bedenkenlos auf ihren Drahteseln durch tiefsten Sand, während ich weit in der Nachhut schimpfe wie ein Rohrspatz und mich schon mit gebrochenem Schlüsselbein in einem ecuadorianischen Spital liegen seh. Das Schimpfen hilft. Langsam gewöhne ich mich an die Schläge (meine Federung ist leider für einen 100-Kilo-Koloss eingestellt und bewegt sich daher keinen Milimeter weit) und ich hole auf, ja, ich kriege sogar sichtlich Spass an diesem Rennen - über mehrheitlich Stein - und bald hole ich die ersten Amis ein. Mein Ehrgeiz ist erwacht und der Spass am Sport zurück. Meine Arme spüre ich nicht mehr, aber dies sei bestimmt gutes Training für straffe Oberarme, sag ich mir, und radle weiter. Am Schluss komme ich als Dritte ins Ziel nur um zu erfahren, dass keine Preise verteilt werden. Saftladen!