Gute Planung und Risikomanagement sind mein Ding. Wie es der Kaste der Projektleiter eigen ist, hab ich für alle Fälle immer einen Plan B, gerne auch noch einen Plan C und D bereit. (Wofür ich mir auch hin und wieder von meiner Frau Risikoaversion vorwerfen lassen muss, dann aber stets bedächtig erwidere, dass ich Risiko schon mag - so lange es kalkulierbar und hinreichend abgesichert ist).
Selbstverständlich bin ich im Vorfeld auch alle möglichen Sorten von Unbill, die uns hier in Südamerika ereilen könnte, vor meinem inneren Auge durchgegangen: Wir werden ausgeraubt: Bank-Vollmacht bei einem Kollegen deponiert, Notfallnumero auswendig gelernt. Ein tollwütiger Strassenköter zeigt uns die wörtliche Bedeutung des Terms "Wadenbeisser": Die Impfung richtets. Wir verirren uns und die immer gerne mal mehrdeutigen Aussagen der Einheimischen führen uns im Kreis rum: Offline-Karten der wichtigsten Städte bringen uns zusammen mit dem Handy-Navi sicher nach Hause.
Nun, für so manches gab es gute Alternativszenarien, nur nicht für die Möglichkeit eines bolivianischen Mineurstreiks der sich durch Blockaden der Ausfallstrassen äussert. So wendet unser Bus an besagter Sperre (ohne den erhofften Augen-zu-und-durch Stunt auszuführen) und bringt uns wieder zurück in die Stadt. Natürlich kann der geneigte Projektleiter auch improvisieren: Kurzum die Schar der Reisenden zusammengetrommelt mit der Frage, wer ein Taxi für die 3-stündige Fahrt teilen mag. Dann, in radebrechendem Spanisch den Taxifahrer gefragt, ob er die Sperren nicht umfahren könne. Ein Funke Hoffnung leuchtet auf, als die wilde Diskussion zwischen den Fahrern untermalt mit vielsagenden Auf-ab-links-rechts-Handbewegungen entbrennt, über welchen Schotterpfad man die zahlungswilligen Gringos auf die andere Seite bringen könne. Der Funke erlöscht abrupt, als sich herausstellt, dass es mehrere Sperren gibt, von denen sich nur die erste umfahren liesse. Tschüss schöner Plan B. Plan C: Die Busgesellschaft von der Idee überzeugen (mit ebenso limitiertem Spanisch-Wortschatz), wir würden zu Fuss durch die Sperren gehen, der Bus von der anderen Seite könne uns ja dann auflesen. Auch nichts: Die Sperren liegen 1.5h Fussmarsch auseinander. Adios Plan C. Nicht verzagen, es gibt immer einen Weg (nein, an bedachtem Optimismus mangelt es nicht - noch!) Plan D: Nur fliegen ist schöner! ...haben wir gedacht, bis wir erfahren, dass wir dafür in die letzte Stadt zurück fahren müssen und mittlerweile sämtliche Ausfallstrassen dicht sind. Nachdem auch die eher abenteuerlichen Pläne D und E (Velo mieten und radeln, zu Fuss aus der Stadt raus & Taxi von der anderen Seite kommen lassen) verworfen worden sind, ergeben wir uns unserem Schicksal und teilen nun zwangsläufig den Fatalismus der Einheimischen: Es gibt wohl Dinge im Leben, die kann man nicht ändern und Morgen ist ja auch noch ein Tag. Bleibt uns, zu warten, beten und hoffen, dass sich die Lage entspannt. Und ja: Um Plan Z, den Reservetag vor unserem nächsten Langstreckenflug, sind wir natürlich trotzdem froh. :-)