Nach 3.5 Monaten ununterbrochenem unterwegs sein könnte man meinen, wir hätten im Thema „sichere, günstige und effiziente Fortbewegung“ doch einen gewissen Reifegrad erlangt. Wider Erwarten hat Vanuatu unseren Horizont nochmals erweitert.

Am internationalen Flughafen gelandet geht’s - in der Meinung es gäbe nichts Schlaueres - mit dem Taxi in die Stadt. Wohl kommen wir sicher und abenteuerfrei an unserem Zielort an, dennoch konnte auch hartnäckiges Verhandeln den Fahrpreis nicht auf das erwartete Niveau senken.

Umso erleichterter stellen wir fest, dass es eine portemonnaie-schonende Alternative für den regelmässigen Gebrauch gibt: Den Minibus. Wobei der Term „Bus“ in keiner Weise die umfassende Mobilitätslösung beschreibt, die sie in Tat und Wahrheit ist: Wohl nicht selbstfahrend wie in den Visionen unseres Staatsbahnchefs, aber dafür zuverlässig, sicher und sehr günstig bringen einem diese Sammeltaxis direkt vor die Haus-, Restaurant- oder Hoteltüre. Erhöhter Abenteuergehalt inklusive, sieht man hier durch das „first come, first served“-Prinzip auch abgelegenere Ecken der Kleinstadt.

Wer gerne selbst das Steuer in der Hand hält, dem steht auch in Vanuatu die Möglichkeit einer Automiete offen. Man muss allerdings gewillt sein, sich auf Modelle des chinesischen Herstellers „Zotye“ mit entsprechenden Nebenwirkungen einzulassen:
  • Die Federung unterscheidet sich nicht von der eines Panzers.
  • Ablenkung von der Schüttelei bietet die Scheibenwischeranlage, deren Quietschen auch den lautesten Tropenregen zu übertönen vermag.
  • Als spezielles Feature wird der Warnblinker durch das Befahren einer Rechtskurve automatisch ausgelöst.
  • Die Kommunikation wird jedesmal angeregt, wenn das Beifahrerfenster geschlossen werden soll, da nur der Fahrer in der Lage ist, dieses Wunder zu vollbringen (öffnen ist hingegen problemlos möglich).
  • Der Gedanke der Zentralverriegelung wurde vom Hersteller nicht ganz verstanden: Die hintere, rechte Türe scheint sich dem zentralen Regime zu verweigern und verlangt nach föderalistischer Sonderbehandlung, sprich: Einzelverriegelung.
  • Schlechte Qualität hat ihren Preis: Die Tagesmiete kostet etwa doppelt soviel wie die, eines weniger exotischen, fahrbaren Untersatzes in Amerika. 

So richtig herausfordernd wird es aber erst, wenn man plant, eine abgelegene Insel zu besuchen. Der Flug ist gebucht, ebenso der Jeep, der uns am Ende der Graspiste auflesen und quer durch den Inseldschungel schaukeln soll. Wir sind um 6:30 am Flughafen bereit…. und werden vertröstet: Technische Probleme am Flieger, also warten wir. Schlussendlich die Meldung: Wir fliegen heute nicht. Wir sollen doch mal zurück ins Hotel gehen und da auf einen Anruf der Airline warten.
Derweil steckt uns unser Gastgeber auf der Insel Epi den Tip, es gäbe ja noch „Big Sista“, das Fracht- und Passagierschiff, das genau einmal in der Woche in See sticht, um auch unsere Insel anzufahren. Und tatsächlich ist sie noch im Hafen und läuft erst am Mittag aus! Kurzerhand entschliessen wir uns, die Gunst der Stunde zu nutzen. Pünktlich eine Stunde vor Abfahrt sitzen wir bereits auf unseren Plätzen bis uns plötzlich ein junger Matrose freundlich mitteilt, es sei nun Boarding. Daraufhin verlassen alle artig wieder das Schiff und stellen sich davor in Schlange, um den Boarding-Prozess nun auch noch offiziell vonstatten gehen zu lassen. Nach einer weiteren Stunde Warten merken wir, dass die Abfahrts- und Ankunftszeiten eher informativen Charakter haben. Dafür werden wir mit der Gesellschaft von freundlichen, lachenden Leuten und einem fantastischen Sonnenuntergang auf offener See belohnt. Und sieben Stunden Hin- und Hergeschaukeltwerden... 

Nicht weniger herausfordernd stellt sich die Rückkehr von ebendieser Insel dar: So kriegen wir am Vorabend des Rückflugs in unserer Herberge Besuch vom Agenten der Airline: Unser Flug am Folgetag sei gecancelt meint er achselzuckend. Dumm nur, dass Übernachtung und Mietauto auf der anderen Insel bereits gebucht sind… Nun denn: Gerüchten zu Folge fliegt die Konkurrenz auch morgen irgendwann zwischen sieben und acht (oder war es neun und zehn?) und falls dieser Vogel auch nicht auftauche, könne man immer noch zur rückkehrenden Big Sista rennen, die etwa zur gleichen Zeit in der Bucht Anker werfen müsste. Wir stehen also um 6:30 Uhr am verwaisten Flugfeld parat. Eine Stunde später erscheint der Airline-Agent. Dummerweise kosten die in bar zu bezahlenden Tickets mehr als wir dabei haben. Kreditkarten sind keine valables Zahlungsmittel, potentielle Tauschgüter haben wir keine dabei. Aber auch dafür gibt’s eine Lösung: Wir sollen das Geld einfach nach der Ankunft ins Büro der Airline bringen. Soweit so gut. Fehlt nur noch das Flugzeug. Nach weiteren zwei Stunden am Boden sitzen (nein, die gepolsterten Sitzgelegenheiten muss man hier lange suchen) ertönt endlich das Knattern der kleinen, zweimotorigen Maschine. So nehmen wir den abenteuerlichen Start von der Graspiste im busch-tauglichen 10-Plätzer in Angriff und werden belohnt mit einem wunderschöne Flug über die schönsten Inseln, Buchten und Korallenriffe dieser Welt. Das Ticket kaufen wir später.