Dem Bahnfahren in Peru widmen wir hiermit einen eigenen Beitrag. Wir sitzen im Zug von Aguas Calientes (Machu Picchu) nach Ollantaytambo (in der Nähe von Cusco). Während wir durch die Gegend tuckern, befällt mich ein wehmütiges Heimweh-Gefühl nach der lieben SBB, die es schafft, pro Tag über 1 Mio Passagiere über weite Strecken rasch und sicher an ihr individuelles Ziel zu bringen. Und ich bin erneut begeistert vom schweizerischen Bahnsystem, das den öffentlichen Transportauftrag auf höchstem Niveau erfüllt (ich weiss, dass ich mich mit dieser Aussage unbequem positioniere, aber lest weiter, Kritiker!).
In Peru kriegen wir das Gefühl, wohl bald in einem Luxus-Intercity mit der Schnelligkeit eines TGV's zu landen. Wir werden angewiesen, uns spätestens 1/2 Stunde vor Abfahrt am Bahnhof einzufinden, ansonsten könne das Boarding nicht garantiert werden. Da die Tickets jeweils wie beim Fliegen nur für diesen einen Zug gültig sind und 72 US-Dollar kosten (kaufkraftbereinigt wäre dies in der Schweiz rund CHF 400 für die Fahrt von Bern nach Olten), treffen wir in wohlerzogener Schweizer Manier pünktlich am Bahnhof ein und suchen unser Perron. Es gibt nur eins und alle Züge fahren von diesem los. Also reihen wir uns in die Schlange der gefühlt tausend anderen Wartenden ein. Unsere Tickets werden an zwei aufeinanderfolgenden Checkpoints genau kontrolliert. Aus den Lautsprechern ertönt seit rund zehn Minuten der letzte Aufruf für Herr Cin und Frau Queng für den Zug direkt vor unserem (mit dem gleichen Zielort). Und dieser scheint tatsächlich auf die fehlenden Gäste zu warten! Und wir warten ebenfalls.
Endlich wird unsere Zugsnummer ausgerufen und unser "Gate" wird geöffnet. Zwei Hostessen kontrollieren vor dem Einsteigen erneut unsere Tickets und heissen uns "herzlich willkommen an Board". Gespannt betreten wir den vermeintlichen Luxus-Liner und finden auch sofort unsere reservieren Plätze. Nun kann's losgehen; wir sind angeschnallt! Bereits als die Safety Instructions ausbleibenden, werden wir skeptisch - schliesslich scheint das Transportmittel ein wahres Geschoss zu sein. Und dann rattert der Hochgeschwindigkeitszug mit einer Verspätung von 10 Minuten endlich los. Mit 35 Stundenkilometern. Und schüttelt dabei schlimmer als eine Achterbahn (da ist der Lötschberger ein ruhender Pol dagegen). Da das Vehikel mit Diesel angetrieben wird, liegt immer mal wieder ein strenger Duft in der Luft.
Schnell finden wir auch heraus, weshalb sich in unserem Wagen zwei Zug Attendants befinden: wir kriegen für die kurze Fahrt Kaffee, Tee oder Mineral und ein Landfrauen-Güetzi serviert. Spätestens jetzt bin ich überzeugt, dass jemand ihnen sagen müsste, dass ein Zug kein Flugzeug ist. Und dass weniger manchmal durchaus mehr sein kann - zu Gunsten Effizienz. Für die rund 50 km weite Strecke benötigt das Ding nämlich 1.5 Stunden.
Hach, wie liebe ich doch meine SBB für ihre Exzellenz und bin weit weg von zu Hause unendlich stolz auf meinen Arbeitgeber. Mein Mann findet zwar, er würde es schon begrüssen, wenn künftig auch in der Schweiz bei der Billetkontrolle heimische Leckereien verteilt würden (sein Vorschlag wären zum Beispiel Merengue oder Brätzeli). Ich werde im Januar den entsprechenden Verbesserungsvorschlag  umgehend einreichen. Wir lassen uns von den Peruanern doch nicht übertrumpfen!